Foto: Imago/Metelmann
Zum Tod von Peter-Michael Kolbe
Der Allgemeine Alster-Club/ Norddeutscher Ruderer-Bund trauert um Peter-Michael Kolbe, einen seiner erfolgreichsten Sportler.
Aufgewachsen in Hamburg kam er schon früh zum Rudersport, den er beim Hammerdeicher RV erlernte und für den er in seiner Jugend viele Erfolge erzielte. Seine Trainer Lothar Siepelt, Heinz Sievers und Jürgen Düse formten aus dem schlaksigen Junior den Topathleten, der für seine Heimatvereine und den DRV von Beginn an hauptsächlich im Einer zahllose Erfolge auf nationaler und internationaler Ebene erzielte. Seinen ersten Weltmeistertitel errang er 1975. Diese Leistung wurde im selben Jahr mit der Auszeichnung zum Sportler des Jahres belohnt, eine Ehre, die außer ihm bislang noch keinem weiteren Einzelruderer des Deutschen Ruderverbands zuteilwurde. 1978, 1981, 1983 und 1986 errang er weitere Weltmeistertitel in dieser Bootsklasse.
In „seiner“ Bootsklasse war er auch bei den Olympischen Spielen für den Deutschen Ruderverband am Start. 1976 und 1984 musste er sich im Finale dem Finnen Pertti Karppinen geschlagen geben und wurde Silbermedaillengewinner. 1980 war ihm die Teilnahme durch den Olympiaboykott verwehrt. 1988 in Seoul verlor er das Finale gegen Thomas Lange (damals für die DDR startend) und es blieb Peter-Michael Kolbe erneut „nur“ die Silbermedaille. Drei Olympiateilnahmen mit drei Silbermedaillen – ein mehr als beachtlicher Erfolg.
Der Hamburger Landesruderverband Allgemeiner Alster-Club/Norddeutscher Ruderer-Bund ernannte ihn 1989 wegen seiner großen Verdienste für den Hamburger Rudersport zu seinem Ehrenmitglied. Die Bundesrepublik Deutschland verlieh ihm das „Silberne Lorbeerblatt“. Viele Hamburger Nachwuchsruderer schauten zu ihm auf und eiferten ihm nach.
Im Frühjahr 1989 beendete Peter-Michael Kolbe seine leistungssportliche Laufbahn.
Als Athlet war er als kritischer Geist bekannt, der keiner Diskussion mit den Funktionären des Verbandes aus dem Weg ging, manchmal aber auch eigenbrötlerisch einer eigenen Spur folgte. Dessen ungeachtet wechselte er 1990 die Seiten und war bis zum Jahr 1994 als Sportdirektor des Deutschen Ruderverbandes als Funktionär tätig. In diese Zeit fiel die Wiedervereinigung der beiden deutschen Ruderverbände und die Zusammenführung zweier unterschiedlicher Leistungssportsysteme – eine schwierige Zeit, in der er sich mit teilweise umstrittenen Entscheidungen nicht nur Freunde machte, die aus seiner Sicht jedoch zwingend notwendig waren und die erfolgreiche Zusammenführung beider Verbände unterstützte. Das sehr gute Ergebnis der Olympischen Spiele 1992 machte es deutlich.
Nach dem Ende seiner ersten Ehe kehrte Kolbe im Jahr 2005 nach Deutschland zurück und lebte zunächst in Hamburg. Er heiratete 2011 erneut und zog mit seiner zweiten Frau nach Lübeck, wo er bis zuletzt gelebt hat.
2016 wurde Peter-Michael Kolbe nach den vielen vorherigen Auszeichnungen eine ganz besondere Ehre zuteil. Er wurde in die „Hall of Fame des deutschen Sports“ aufgenommen, in der neben ihm mit Karl Adam, Dr. Thomas Lange, Gustav Schäfer und Prof. Dr. Dr. Hans Lenk nur vier weitere Ruderer einen Platz gefunden haben.
In Lübeck fand Peter Michael Kolbe beim Lübecker Ruder-Klub eine neue Ruderheimat, die er gern nutzte. Aber auch im Kanuclub ganz in der Nähe stieg er öfters ins Boot! Die Stiftung Deutsche Sporthilfe ermöglichte ihm zusätzlich ein gutes Rennrad, das er immer öfter mit Einer und Kanu tauschte.
Leider wurde er auf einer seiner ´Rennradtouren durch Lübeck von einem Auto erfasst und schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Davon erholte er sich nicht mehr wirklich.
Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Michel krankheitsbedingt sehr zurückgezogen und mit fürsorglicher Betreuung eines sehr engen Lübecker Ruderfreundes in Lübeck, wo er nun im Alter von 70 Jahren verstarb.
Wir behalten Peter-Michael Kolbe als einen Hanseaten mit trockenem Humor, starkem Willen und lebenslanger Liebe zum Boot in Erinnerung und gedenken ihm mit großer Wertschätzung.
Wir werden ihn nicht vergessen.
Vorstand AAC/NRB Landesruderverband Hamburg
Andreas Döpper Werner Glowik